Sonntag, 2. November 2014

Ein Märchen

Es waren einmal ein Onkel und eine Tante, die wünschten sich Nichts so sehr, wie ein Mädchen. Der Onkel hatte noch einen Bruder und eine Schwester, die er für die größte Schlampe aller Zeiten hielt.

Nun traf es sich, daß die Schwester vier Töchter hatte, von denen die Älteste, gerne ein Einzelkind gewesen wäre. Diese Tochter fühlte sich sehr stark zu ihrem Onkel hingezogen und fragte ihn, ob es möglich sei, sie in seine Familie aufzunehmen.

Der Onkel dachte lange Zeit nach und fragte auch seinen Vater, was man da machen könne. Nach einiger Zeit des Nachdenkens unterbreitete der Onkel der Tochter einen Vorschlag:

"Hör zu, wenn du den richtigen Leuten erzählst, daß du von deinen Eltern geschlagen wirst, dann kommen deine Eltern ins Gefängnis und du kannst für immer bei uns wohnen."

Gesagt getan! Die Tochter erzählte all ihren Freunden, daß sie zu Hause von ihrem Vater geschlagen würde. Hierbei kam ihr zu Gute, daß sie ein großes Talent zum Schauspielern hatte.

Eines Tages lernte sie die Verlobte des Narren kennen, und erzählte auch ihr die Geschichte vom schlagenden Vater. Die Verlobte nahm sie mit nach Hause und stellte sie ihrem zukünftigen Ehemann vor.

"Ei!", dachte dieser, "daraus wird doch noch mehr zu machen sein." Gezielt fragte er, ob der Vater zu Hause nicht nur schlage, sondern ihr auch noch auf unsittliche Weise näherkomme.

Die Tochter fand Gefallen an dem Gedanken, als hilfloses Opfer im Mittelpunkt zu stehen und bald darauf verbreitete sie die Kunde, daß ihr Vater ihr an die Wäsche gehen würde.

Hierzu benutzte sie hauptsächlich die vielen kleinen, modernen Helferlein, die der treusorgende Vater ihr nichtsahnend zur Verfügung stellte.

Zwar gab es auch warnende Stimmen, die ihr sagten, daß das, was sie da tue, völliger Unsinn sei, aber sie ging nicht darauf ein. Ihr Ziel war es, weg von zu Hause, in die Familie des Onkels zu gelangen.

Unterdessen war der Narr nicht untätig. Er nahm seine eigene Geschichte von der Vergewaltigung eines hilflosen, kleinen Mädchens und ging damit zum Gendarm.

Der Gendarm fiel auch prompt darauf herein und alarmierte seine Helferlein, die den bösen Vater fangen sollten. Gleichzeitig alarmierte er die Hexen von Kinderklaubehörde.

Die Tochter wurde aus der Schule weg, von den Helfern des Gendarms in Gewahrsam genommen und den Hexen übergeben. Der Vater wehrte sich gegen die Beschuldigungen seiner Tochter, so daß der Gendarm zunächst von ihm ablassen mußte.

Unterdessen ließ es sich die Tochter bei den Hexen richtig gut gehen. Sie trank jede Menge Alkohol und begann auch zu rauchen und Haschisch zu konsumieren. Die besorgten Eltern erfuhren von Alledem zunächst Nichts.

Die Hexen unterdessen überlegten, wie sie auch die übrigen drei Töchter in ihre Finger bekommen könnten. Das würde ihnen eine ziemlich große Menge an Talern in ihre Kasse bringen.

Aus diesem Grunde stichelten sie die Eltern immer weiter mit falschen Informationen, Lügen und Drohungen auf, bis sie soviel Unmut geschürt hatten, daß der Vater der Tochter laut dazwischenfuhr.

"Du gefährdest das Kindswohl!", schrien die Hexen und riefen nach dem Richter, da sie nun einen günstigen Zeitpunkt sahen, die übrigen Töchter zu bekommen.  Dazu führten sie die Geschichte mit der angeblichen Vergewaltigung vor dem Richter an.

Der Richter sah sich die Kinder an und fand, daß sie glücklich wirkten. Also schickte er die Hexen wieder fort.

Da dem Richter die Sache nicht geheuer war, ließ er die Tochter, die sich in der Obhut der Hexen befand, vorladen. Dort wurde ihm von ihr eine neue Variante erzählt, so daß er den Doktor mit einem Gutachten beauftragte.

Der Doktor sah sich die Tochter an, befragte sie und stellte fest, daß hier etwas ganz gewaltig stinke.

Als der Gendarm davon erfuhr, sagte er sich: "Das bedeutet ja sooo viel Arbeit für mich." und beschloß das Ganze mit der Begründung "Nichts Genaues weiß man nicht", fallenzulassen.

Auch den Versuch des, nunmehr erbosten Vaters, Licht in das Dunkel zu bringen, wies er mit der gleichen Begründung ab.

So läßt es sich die Tochter weiterhin gut gehen. Der Onkel, der das Ganze angeleiert hat, lacht sich ins Fäustchen und die Hexen schäumen vor Wut. Lediglich der Narr muß sich für seine Taten vor dem Richter verantworten.



Was lernen wir daraus?

Dreistigkeit führt meistens zum Erfolg.
Du bist ein Narr, wenn du glaubst Anderen helfen zu können.


Disclaimer:
Alle Personen und Handlungen in der Geschichte sind frei erfunden. Alle Ähnlichkeiten mit tatsächlich lebenden Personen oder tatsächlichen Geschehnissen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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